Fotos: Sebastian Fricke
Jeder von uns hat im nahen oder weiteren Umfeld Berührungspunkte zu Sport – aber bis zum 28.03.2023 konnten wohl die wenigsten unserer Mitglieder etwas mit E-Sport anfangen. Das änderte sich bei unserem Besuch im Landeszentrum für E-Sport und Digitalisierung (LEZ SH) in Kiel. Martin Müller, Vizepräsident im E-Sport-Bund Deutschland e.V. und Leiter LEZ SH erklärte in seinem Vortrag, was E-Sport bedeutet und wie enorm das Potenzial ist.
Das LEZ SH begreift den E-Sport analog zum klassischen Sport als ein Werkzeug, das mit Hilfe von sportlicher Auseinandersetzung Verbindungen schafft: zwischen Menschen, Professionen, Weltanschauungen, sozialen Schichten und Generationen. E-Sport bedeutet Wettkampf, Fair Play, Völkerverständigung. Also doch nicht einfach nur „Rumdaddeln“?
Immerhin sind bereits 58 % der Bevölkerung Gamer, mit einem Durchschnittsalter von ca. 37 Jahren und überdurchschnittlicher Bildung.
Videospiele auf verschiedenen Konsolen sind der Austragungsort für diese „sportlichen“ Wettkämpfe. Ähnlich wie beim Schach ist die körperliche Bewegung eher gering, trotzdem stellt E-Sport hohe Anforderungen an die Spieler*innen. Mit bis zu 400 Tastenanschlägen pro Minute ist ein Höchstmaß an Konzentration, Reaktion, Schnelligkeit und Kombinationsgabe gefordert. Dazu sind Strategie und Taktik gefragt.
Wie E-Sport in der Virtual Bundesliga abläuft, erklärte Peer Wellendorf, Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei Holstein Kiel. Die eStorks spielen seit der Saison 2018/19 neben 28 weiteren Vereinen aus der 1. und 2. Bundesliga in der virtuellen Liga.
Gespielt wird die Fußball-Simulation FIFA von EA Sports auf der PlayStation 5. Die eStorks spielen bei der VBL Club Championship in der Division Nord-West unter anderem gegen den Hamburger SV, Werder Bremen und Hertha BSC.
2021 wurde in Deutschland ein Umsatz von 130 Mio. Euro generiert, der weltweite Umsatz lag bei rund 1,1 Milliarden Dollar. Sponsoren- und Werbegelder machen dabei den größten Teil aus, gefolgt von dem Verkauf der Medien- und Übertragungsrechte. Die Veranstaltung von Turnieren oder Events, Marken- oder Produktplatzierung im Stream oder das Sponsoring einzelner Spieler*innen bis hin zur Mitarbeiterbindung oder den Einsatz von E-Sport im Bewerbungsprozess sind nur einige Ideen, wie E-Sport wirtschaftlich genutzt werden kann.
Schließlich hieß es für alle Gäste: Ran an die Computer und Joysticks! Unter fachkundiger Anleitung der Teammitglieder des LEZ SH durften wir uns in ganz unterschiedlichen Disziplinen versuchen. Das war faszinierend und spannend zugleich, wie der gesamte Einblick, den wir an diesem Abend erhalten durften. Herzlichen Dank an das gesamte Team!
Tröstlich für alle, die sich auch nach dem Termin nicht mit digitalem Sport anfreunden konnten – es gibt in den Räumen auch eine Tischtennisplatte, die viel und gern genutzt wird. Denn natürlich steht auch reale sportliche Betätigung auf dem Trainingsplan der E-Sportler.
Text: Claudia Menzel
Fotos: Sebastian Fricke